Lasst uns das Versprechen von Europa erneuern! #HappyBirthdaySchengen

Heute vor 35 Jahren wurde das erste Schengener Abkommen unterzeichnet. Ich bin 32 Jahre alt. Eine Welt ohne Schengen musste ich nie kennenlernen. Dieses Abkommen war für mich ein derart selbstverständlicher Teil meiner Sozialisation wie die Grundlagen der Mathematik. Es gehört zum Leben einfach dazu.

Schengen ist für mich auch ein Teil der mentalen Linie, welche mein erlebtes friedliches und offenes Europa von der durch Krieg, Gewalt und Grenzen geprägten Geschichte dieses Kontinents abgrenzt.  

Dieses Abkommen war für mich aber immer bereits mehr als sein aktueller Istzustand. Schengen ist für mich ein wichtiger Teil des Fundaments eines Versprechens, welches sich die Menschen dieses Kontinents durch die Europäische Union gegeben habe. Es geht um das Versprechen, dass wir aus der Vergangenheit lernen und gemeinsam eine Zukunft gestalten, die ohne Grenzen auskommt und mehr Freiheit und Gerechtigkeit für alle bietet.

Mich begeisterte diese Idee. Sie begeistert mich auch immer noch. Dieses Versprechen führte mich zu den JEF, der Europa Union und u.a. auch zu Bündnis 90 / Die Grünen.

Zuerst war ich überzeugt, dass dieser Prozess nur eine Richtung kennt. Doch leider musste ich lernen, dass das nicht so ist. Schengen ist eben leider doch keine Mathematik, sondern muss von uns allen an jedem Tag wieder mit Leben gefüllt werden.

Und es gibt auch politische Kräfte, denen Schengen ein Dorn im Auge ist. Sie möchten zurück zu einer Welt mit mehr Grenzen. Dabei nutzen sie primär das Instrument der Furcht. Länger passierte das unter dem Deckmantel der Terrorabwehr. Auch die irrationale Angst vor Menschen, die vor Krieg flüchten, wurde ausgebeutet.

Dieses Jahr konnten wir dann erleben wie durch das Aufkommen einer globalen Pandemie plötzlich überall in Europa wieder Grenzen sind und das in der Regel ohne einer sachdienlichen Grundlage. Dieser Zustand ist glücklicherweise nur temporär. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt!

Durch meinen Lebensweg habe ich das Glück auch mit vielen Menschen in Kontakt zu sein, die außerhalb des Schengenraums leben. Der Blick von außen auf Schengen ist für viele leider kein Versprechen von Freiheit. Von außen weckt Schengen für viele Menschen eher Bilder von Mauern, Zäunen, Abschottung, Exklusivität und ein Empfinden, das wir Europäer*innen nicht an einer gemeinsamen Zukunft interessiert sind. Diese hässliche Seite von Schengen müssen wir ändern. Schengen muss ein politisches Instrument werden, welches in der ganzen Welt die Hoffnung auf Grenzabbau und mehr Freiheit weckt.

Ich weiß, dass es aufgrund der aktuellen Lage vielen schwer fällt daran zu glauben, dass wir das Lenkrad herumreißen können und uns wieder auf machen können in eine freiere Welt. Pessimismus, Unmenschlichkeit und Engstirnigkeit scheinen Konjunktur zu haben. Aber ich glaube, dass es nur ein weiteres Instrument der politische Kräfte, die Schengen immer schon zu Fall bringen wollten – die Furcht einer veralteten Idee anzuhängen.

Furcht ist aber kein guter politischer Ratgeber. Das galt schon immer und gerade im Jahr 2020.

Lasst uns gemeinsam das ganz und gar nicht veraltete Schengen und das Versprechen der Europäischen Union erneuern und noch inklusiver gestalten. Schengen – alles Gute zum Geburtstag!

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