Ja zu R2G in Berlin

Ein klares Ja zu Rot-Rot-Grün in Berlin. Weil die Richtung stimmt. Und weil eine Chance für eine neue, bessere politische Kultur besteht.

Ich bin kein Mitglied einer der drei Parteien. Ich bin aktuell Mitglied gar keiner Partei. Aus Gründen. Wäre ich es, und hätte ich aktuell das Recht darüber mit zu entscheiden, ich würde klar „Ja“ sagen zum aus-verhandelten Koalitionsvertrag von SPD, Linken und Grünen.

Weiterlesen „Ja zu R2G in Berlin“

Nicht Trump hat gewonnen – Hillary hat verloren, und damit die progressiven Kräfte in den USA und weltweit

Vieles ist schon gesagt und geschrieben worden. Vieles davon erscheint mir vorschnell, wenig fundiert, eher von reproduzierten Klischees und „Ich habe es immer schon gewusst“ getragen als von Fakten. Ich versuche, zu sortieren, was wir tatsächlich wissen. Und stelle letztlich die Frage, inwiefern zum wiederholten Mal Rechthaberei und Eitelkeiten auf der linken Seite Grund für das eigene Scheitern sind.

Ich habe mir bewusst Zeit gelassen mit einem eigenen Erklärungsversuch dessen, was seit letzter Woche wohl zumindest im politisch bewussten Raum niemanden kalt lässt. Ich habe noch immer eher Fragen als Antworten. Noch immer geistern viele Gedanken durch meinen Kopf, die sortiert werden wollen. Aus Gesprächen weiß ich, dass es vielen so geht. Weiterlesen „Nicht Trump hat gewonnen – Hillary hat verloren, und damit die progressiven Kräfte in den USA und weltweit“

Eure Rechthaberei kotzt mich an!

Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit und eine neue Sachlichkeit im Miteinander

 

Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit und eine neue Sachlichkeit im Miteinander

Schon während meines Studiums der Politikwissenschaften führten wir in Seminaren gern und immer wieder teils hitzige Diskussionen darüber, wie es immer schwerer scheint, mit sachorientierter Politik erfolgreich zu sein – wie die Vereinfacher und Personalisierer überhand gewinnen und in Zukunft Wahlen eher Schönheitswettbewerbe als Abstimmungen über Ideen und politische Inhalte sind. Seit meinem Abschluss ist viel Zeit vergangen, die Welt hat sich weitergedreht und mensch könnte den Eindruck gewinnen, damalige Vorhersagen sind nicht nur ein- sondern werden jeden Tag neu übertroffen.

Tea Party, Pegida, rechtspopulistische bis –nationalistische Parteien aber eben auch Attac & Occupy; Trump, Gauland, Palmer oder Wagenknecht – die Liste derer, die mit einfachen Wahrheiten scheinbar erfolgreich punkten wird gefühlt jeden Tag länger und ist bei weitem kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten. Was sie alle eint ist der feste Glaube, als Einzige genau zu wissen, was die Wahrheit ist – immer und überall. Wer nicht der eigenen Meinung ist wird dem entsprechend umgehend zum Ignoranten, Dummkopf oder „Ungläubigen“ deklariert – um bei ein paar noch eher harmlosen Begriffen zu bleiben.

Weiterlesen „Eure Rechthaberei kotzt mich an!“

Ihr kommt hier nicht durch!

Kurze Zusammenfassung eines erfolgreichen 1. Mai:

7.30 Aufgestanden; Punkt 9 am Sammelort Alexanderplatz; gemeinsam zur Vinetastr; Erster Versuch, die Polizeiabsperrung zu überwinden an der Schönhauser/Schonensche, dabei die Vorkontrollen komplett überlaufen; Versuch, über die Wisbyer auf die Bornholmer zu kommen; Längerer Umweg, teilweise quer durch Kleingartenanlagen bis wir in der Björnsonstr wieder ne Kontrolle überliefen und direkt an der Bornholmer standen; längeres Ausharren bis Polizei anfing zu räumen; einmal weggetragen (2meter); zweites mal weggetragen (2meter); drittes mal weggeschleppt (ca. 40meter); kann nicht sagen, daß die Polizisten behutsam waren aber egal; über umwege zur greifenhagener und durchbruch zur blockade auf der wichertstr; sitzen, stehen, warten; naziaufmarsch dreht um und endet wieder am s-bhf bornholmer

Persönliches Fazit:

Ich war positiv überrascht von der bunten Mischung der Teilnehmer und der Entschlossenheit, auf vielen verschiedenen Wegen dem Nazi-Spuk Einhalt zu bieten. Schade ist wie immer, mit welch martialischen Mitteln die Polizei den Nazis den Weg freizuräumen versucht und gleichzeitig Gegnern jedes Recht auf Protest verwehrt. Schön war es zu sehen, als die Einsatzkräfte endlich Ihre Helme abnahmen und plötzlich wie ganz nette Menschen aussahen. Irritierend finde ich es jedoch, wenn ich auf dem Heimweg dann all die Prenzlberger Yuppies in Ihren Cafe’s sehe, die sich auch noch über die Demonstranten aufregen. Ein Viertel von denen auf der Straße, die Polizei hätte keine Chance gehabt und die Nazis hätten keinen einzigen Schritt im Kiez gemacht.

Ein Dank an alle Teilnehmer – Dit haben wir sehr jut jemacht!

Was wird hier eigentlich gefeiert?

Zwei Tage nach der Wahl lichtet sich langsam der Nebel und es wird deutlich was wohl in den nächsten 4 Jahren auf uns zukommt: Die Atomlobby feiert schon den Ausstieg vom Ausstieg, der BDI prescht mit Forderungen zum Schleifen der letzten Arbeitnehmerrechte vor und die Pharmaindustrie rechnet auch schon fest mit zusätzlichen Milliarden auf Kosten der Gemeinschaft. Steuerfrei versteht sich.

Auch wenn Union und FDP noch das übliche Balzgehabe ableiern und so tun als gäbe es Verhandlungsbedarf – das Ehebett ist längst bereit und die Zeche wird wie immer der „kleine Mann“ zahlen.

Soweit so klar. Nicht mehr zu sagen, dafür bleibt die nächsten 4 Jahre noch genug Zeit.

Umso irritierender ist allerdings das zu beobachtende Gehabe auf Oppositionsseite. Ja, die Linke hat bundesweit zugelegt und einige Direktmandate mehr gewonnen als beim letzten Mal. Und ja, die Grünen haben auch ihr historisch bestes Ergebnis hingelegt. Aber auf wessen Kosten?

Dass die Sozen eine Klatsche erster Klasse erhalten haben ist wenig überraschend. Und wenn Frau Nahles sagt, es lag nicht an den Kandidaten und Themen sondern am allgemeinen Vertrauensverlust hat sie Recht. Nur vergisst sie geflissentlich zu erwähnen, wo dieser Vertrauensverlust herkommt, der der SPD gute 6 Millionen Stimmen gekostet hat. So zu tun, als wäre das alles nur ein Betriebsunfall lässt Schlimmes erahnen und keine ehrliche Aufarbeitung erhoffen. Weiter so und das Will-Brandt-Haus ums Eck kann bald verkauft werden. Würde sich glatt als Piratenbasis eignen.

Dass aber Linke und Grüne denken, das feiern zu müssen zeugt von Ignoranz, Überheblichkeit und davon, dass es ihnen um nichts anderes geht als ihren eigenen kurzfristigen Vorteil gepaart mit dem üblichen Maß linker Rechthaberei.

Müßig, darüber zu reden dass die linke Mehrheit erst einmal dahin ist. Solange SPD, Linke und Grüne weiter lieber über nuancenhafte Unterschiede streiten und nicht verstehen dass es nur miteinander gehen wird, wäre jede auch nur theoretisch mögliche Mehrheit eh umsonst.

Die Linke präsentiert seit Sonntag Ihre dicken Eier, bezeichnet sich als Störenfried der deutschen Politik und genügt sich selbst völlig als Sprachrohr der Verlierer – egal ob real oder vermeintlich. Das mag funktionieren und in der Ecke kann mensch es sich sicher für ne Weile bequem machen. 79% der Linke-Wähler sagen, sie löse zwar keine Probleme, benenne aber Dinge beim Namen. Fraglos eine wichtige Rolle in einer funktionierenden Demokratie aber emanzipative, gestalterische Politik ist das nicht. Und originär Links auch nicht. Die Plakate sagten sehr deutlich, wogegen angetreten wurde: Krieg, Hartz IV, Geld für Banken, allgemeine Ungerechtigkeiten der Welt. Welche eigenen Konzepte vorliegen und wofür mensch Verantwortung übernehmen will ging da irgendwie unter. Und wie lange die Rolle ausreicht, die SPD auf den Pfad der sozialdemokratischen Tugend zurückzuholen ist wohl mehr als fraglich.

Gefeiert werden Zuwächse die genau betrachtet eher zu differenzieren sind. Im Westen wurde gut zugelegt – auf Kosten der SPD. Sozialdemokratische Wähler gingen zu Grünen, Linken oder blieben einfach zu Hause. Im Osten hingegen stagnieren die Ergebnisse real und nur wegen sinkender Wahlbeteiligung sieht es aus, als gäbe es Gewinne. Real wurden mehr Stimmen an die Nichtwähler verloren als von der SPD gewonnen. Und die vielen zusätzlichen Direktmandate zeugen nicht von größerer Stärke sondern zeigen nur, wie dramatisch die SPD eingebrochen ist.

Auch Grün feiert mehr Abgeordnete als je zuvor. Und ist trotzdem irgendwie verunsichert. Machtoptionen dahin weil sie nicht gebraucht werden. Zugelegt und doch weiter die kleinste der Fraktionen. Die eigene Klientel wurde gut bedient, das Milieu voll abgeschöpft. Manch Großstadtteile werden mehr und mehr zu grünen Wohlfühlzentren. Aber außerhalb dieser selbstgeschaffenen Biotope? Dazu passt, dass die grüne Wählerschaft im Schnitt älter wird. In dem Wahllokal, in dem ich am Sonntag aushalf konnte mensch grüne Wähler schon von Weitem erkennen – wir hätten gut und gern vorbereitete Zettel ausgeben können. Ausbaufähig ist das nur bedingt.

Was bleibt also? Wenn die SPD nicht den letzten Funken Verstand verloren hat wird sie die nächsten Jahre zum regenerieren nutzen. Vermutlich dauert das länger als eine Wahlperiode – wir werden sehen (und berichten). Die Linken kommen nicht umhin, endlich programmatisch Klarheit zu schaffen. Einfach wird das wohl nicht – zu unterschiedlich sind die Erwartungen derer, die sich heute alle zusammen in der Partei wiederfinden. Und die Grünen werden sich hoffentlich endlich entscheiden ob sie nun lieber links oder liberal sein wollen denn Beides gleichzeitig macht sie auf Dauer unglaubwürdig. Persönlich hoffe ich, sie finden Ihren Platz im linken Lager – noch ein Fähnchen im Wind braucht Deutschland nicht, das schafft die Westerwelle-OneMan-Show schon viel zu gut.

Schon jetzt hätte Rot-Rot-Grün in drei Ländern sofort die Chance, linke Reformprojekte auf den Weg zu bringen. An mangelnden Gemeinsamkeiten würde es nicht scheitern, wegen der üblichen irrationalen Befindlichkeiten sind wohl alle Optionen eher theoretisch als alles andere. Schade aber leider nicht überraschend.

Ich nehme das Ganze zum Anlass all meine subjektiven und manchmal auch scheinbar wirren Gedanken ab sofort in unregelmäßigem Abstand zum Besten zu geben. Viel Politik, manchmal Musik und anderes, alles aus Beobachterperspektive. Über Lob und Kritik freue ich mich genauso wie über neue Denkanstöße. Wenn ich selbst welche liefern kann bin ich glücklich, auf Rechthaben bestehe ich ausdrücklich nicht. Viel Spaß also beim Lesen und Weitersagen ist absolut erlaubt.  🙂

JuSc

Sustainable Customer Management

Respect! Empower! Include!

Respektieren! Ermutigen! Zusammenführen!

Grauzone

Eine Gratwanderung im Grauen

Blog von Torsten Weil

ein Blog zwischen West und Ost

%d Bloggern gefällt das: