Als Ted-Talker ist der schwedische Autor Hans Rosling seit Jahren ein Star in der Szene. Niemand schafft es, trockene Statistiken immer wieder mit so viel Energie und Kreativität zu erzählen – in Geschichten und Bildern verständlich und spannend zu machen. „Factfulness“, das nunmehr erschienene letzte Buch des 2017 verstorbenen Professors für Internationale Gesundheit unterstreicht einmal mehr: Es geht der Menschheit so gut wie noch nie in der Geschichte – und es liegt in unserer aller Hand, dass es nicht nur dabei bleibt, sondern der Fortschritt vorangetrieben wird.
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Es ist schwer, das Buch zu besprechen ohne zu viel zu spoilern. Mit einfachen Tests und an vielen, sehr eindrücklichen Beispielen zeigt Rosling immer und immer wieder, wie wir alle dem täglichen Irrtum erliegen, mit der Welt geht es nur abwärts. Kindersterblichkeit, Bildungsquote, kulturelle Teilhabe, absolute Armut und allgemeines Wohlstandsniveau, Krankheitsquoten usw. – die Statistiken sprechen eine klare Sprache des globalen Fortschritts.
Warum, so fragt mensch sich natürlich sofort, sind wir dann alle so davon überzeugt, dass die Menschheit permanent kurz vorm Abgrund steht? Selektive Wahrnehmung ist eine der Herausforderungen – viel zu selten lesen und hören wir die guten Nachrichten. In der Regel werden wir stattdessen von Horrormeldungen bombardiert, die in einer Art aufbereitet und präsentiert werden, dass jedes Verhältnis verloren geht. Das z.B. 2017 das Jahr mit den wenigsten Toten bei Flugunfällen war (bei gestiegenen Passagierzahlen!) spielt in unserem Kopf keine Rolle, wenn wir uns doch nur an die Nachricht vom letzten Absturz erinnern. Dies wird verstärkt von bewussten statistischen Verzerrungen in der täglichen Diskussion – Lügen mit Zahlen ist hierfür das Standardwerk für alle, die wissen wollen, wie Statistik in Politik und Wirtschaft permanent missbraucht wird und welche Fehler korrekterweise unterlassen werden sollten.
Gleichzeitig blendet Rosling neben der positiven Botschaft – „Es geht der Menschheit so gut wie noch nie in der Geschichte“ – nicht aus, dass Statistik nie Aussagen über Einzelschicksale treffen kann. Statistisch weniger Hunger heißt eben leider nicht, dass es keinen Hunger mehr auf der Welt gäbe. Deshalb ging es dem Autor immer auch darum – auf Basis realer Datenlage – darum zu kämpfen, dass der erreichte Fortschritt weitergetrieben wird, wir uns als globale Community nicht auf erreichtem ausruhen, sondern gerade aus diesen Erfolgen heraus daran arbeiten, dass alle Menschen in nachhaltiger Art und Weise daran partizipieren können.
Es ist Roslings Verdienst, als Rufer in der Wüste Fakten einzufordern und selbst in die Diskussion einzubringen wo andere immer nur mit „gefühlten Wahrheiten“ und verzerrten Informationen agieren, die ins eigene Weltbild passen. Möglich wurde ihm das, weil er sich selbst offensichtlich nicht zu wichtig nahm und gleichzeitig immer auf der Suche nach neuen Wegen war, scheinbar trockene Materie unterhaltsam an die Menschen zu bringen. Schon deshalb klare Empfehlung: Kaufen. Lesen. Verstehen. Und dann bitte im eigenen Handeln angemessen berücksichtigen. Danke!